Penguin Random House | London, 09.10.2019

Kein Welt-Bestseller ohne die besten Übersetzer

Themenbereich: Medien & Services
Land: International
Kategorie: Projekt

Meist agieren Übersetzer im Hintergrund. Doch der Harvill Secker Young Translators‘ Prize ist nur für sie gemacht: Er zeichnet herausragende Leistungen junger Übersetzer aus. 2019 galt er ausgezeichneten Übersetzungen aus dem Französischen ins Englische. Die beste hat Anna Leader mit einem Auszugs aus „Real Men“ von Mohamed Mbougar Sarr vorgelegt.

Natürlich richtet sich bei einem Bestseller alle Aufmerksamkeit zunächst auf den Autor als dessen kreativem Schöpfer. Doch damit ein Buch zu einem Welterfolg werden kann, braucht es mehr, nämlich ebenso ausgezeichnete Übersetzerinnen und Übersetzer. Und eben jene ehrt der gleichnamige, zu Penguin Random House gehörende Verlag seit zehn Jahren mit dem Harvill Secker Young Translators‘ Prize. Einmal im Jahr vergibt Harvill Secker diesen Preis, um damit junge Übersetzerinnen und Übersetzer auszuzeichnen, die bereits am Beginn ihrer Karriere außergewöhnliche Übersetzungsleistungen vorweisen können. In diesem Jahr ging die mit 1.000 Britischen Pfund, einem Mentoren-Programm für Übersetzer und einem dicken Buchpaket von Vintage dotierte Ehrung an Anna Leader. Für preiswürdig erachtete die Jury ihre Übersetzung eines Auszugs von „Real Men“ (De purs hommes) von Mohamed Mbougar Sarr aus dem Französischen ins Englische. Der Autor stammt aus dem Senegal.

Französische Originale standen im Mittelpunkt des Harvill Secker Young Translators‘ Prize 2019. Die Sprache wechselt von Jahr zu Jahr. Bewerben können sich Übersetzerinnen und Übersetzer im Alter zwischen 18 und 34 Jahren, die bis dato nicht mehr als eine Komplettübersetzung eines literarischen Werkes veröffentlicht haben dürfen. Aus welchem Land die Kandidatinnen und Kandidaten kommen, spielt keine Rolle. So hat Anna Leader amerikanisch-britische Eltern, wuchs aber in Luxemburg mit seiner typischen Sprachenvielfalt auf. Und noch etwas scheint typisch für viele Luxemburgerinnen und Luxemburger: das Interesse an Übersetzungen. So übertrug Anna Leader schon als Schülerin Gedichte von Jules Laforgue und Jan Wagner ins Englische und gewann damit erste Preise. Später übersetzte sie sogar für das luxemburgische Kultusministerium. 2018 schloss sie ihr Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften in Princeton ab.

„Es war wunderschön und sehr aufregend, den Anruf aus London zu erhalten, als ich eines morgens durch New Jersey spazierte“, erinnert sich Anna Leader an den Moment, als sie von der Auszeichnung erfahren hat. „Ich danke Penguin Random House, dem National Centre for Writing und Sarah Ardizzone als meiner künftigen Mentorin für diese unglaubliche Chance. Der Auszug aus Sarrs ‚De purs hommes‘ erinnert uns daran, dass Französisch auch außerhalb Frankreichs gesprochen und geschrieben wird, so wie Englisch auch außerhalb Englands. Das sind Umstände, die ich selbst als Tochter britisch-amerikanischer Eltern und aufgewachsen in Luxemburg gut kenne.“ Sie freue sich, schließt Leader, auf das Mentorship-Programm. Es werde ihr Verständnis dafür erweitern, was Übersetzungen erreichen können.

Die Jury wiederum erklärt: „Wir sind zutiefst beeindruckt angesichts der Übersetzung von Anna Leader. Die Musikalität, der Rhythmus und der Fluss ihrer Prosa fangen die Kraft dieses herausfordernden Exzerpts aus Sarrs Roman sehr gut ein und geleiten den Leser zuverlässig durch die komplexen und überraschenden Wendungen.“ Die Juroren bekennen, dass sie eine Menge vielversprechender Einreichungen kreativer und flüssiger Übersetzungen gesichtet hätten, so dass es schwierig gewesen sei, die eine beste herauszufiltern. Umso mehr freue man sich, einen zweiten Platz an Hayley Wood vergeben und lobende Erwähnungen für Samuel Weinberger und James Bennett aussprechen zu können.