Madrid, 16.03.2017

Urheberrecht und Piraterie im Blickpunkt

Rhys Noelke von RTL und Patricia Pérez von Atresmedia mit José Luis Hervías von Universal Pictures Spain (v.l.)

Themenbereich: Medien & Services
Land: Spanien
Kategorie: Projekt

Die Gestaltung des digitalen Binnenmarktes in Europa war das beherrschende Thema bei der Medienkonferenz "Cultura en Red" ("Kultur im Internet"). Gemeinsam mit dem US-amerikanischen TV-Netzwerk NBC Universal sowie den spanischen Medienunternehmen Grupo Planeta und Grupo Prisa hat Bertelsmann die Veranstaltung zum dritten Mal nach 2013 und 2014 ausgerichtet. Über 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur kamen im Espacio Bertelsmann in Madrid zusammen, um die Redebeiträge und prominent besetzten Diskussionsrunden zu verfolgen.

Neben Andrus Ansip, Vizepräsident der EU-Kommission mit Zuständigkeit für den digitalen Binnenmarkt, konnten die Organisatoren unter anderem zwei Staatssekretäre der spanischen Regierung, Fernando Benzo für Kultur und José María Lassalle für Informationsgesellschaft und digitale Agenda, begrüßen. Bertelsmann war durch Fernando Carro, CEO von Arvato und Mitglied im Bertelsmann-Vorstand, Hays Steilberg, Executive Vice President, Corporate HR, Executives and Talent bei Bertelsmann sowie Rhys Nölke, Senior Vice President for Strategy der RTL Group, vertreten.

"Handlungsbedarf bei Produktpiraterie"

In seinem Redebeitrag sprach sich Fernando Carro dafür aus, die Grundsätze der Vertragsfreiheit und des sogenannten Territorialitätsprinzips im Urheberrecht zu erhalten. Dieses besagt, dass alle Handlungen den Gesetzen desjenigen Staates unterworfen sind, auf dessen Territorium sie stattfinden. Insbesondere in den Bereichen Buch, audiovisuelle Medien und Film sei die Anwendung des Prinzips von großer Bedeutung, weil es die Grundlage der Finanzierung und Verbreitung von Kulturinhalten darstelle, führte Carro aus. Dringenden Handlungsbedarf sieht er bei der Bekämpfung der auch in Spanien weitverbreiteten Produktpiraterie. Hier müssten die nationalen Aufsichtsbehörden noch stärker und schneller konkrete Maßnahmen ergreifen. Fernando Benzo griff Carros Appell auf und kündigte an, mit dem nächsten Aktionsplan für Kultur darauf hinwirken zu wollen, eine "Anti-Piraterie-Generation" zu prägen. "Wir müssen den jungen Menschen unmissverständlich vor Augen führen, dass Piraterie kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat darstellt", so der Staatssekretär. Sein Kollege Lassalle betonte mit Blick auf die Diskussion ums Urheberrecht, dass "die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren des digitalen Ökosystems der effektivste Weg ist, um zu größtmöglicher Übereinstimmung und Kompromissen zu kommen." Es sei Aufgabe der Europäischen Union, einen effektiven, grenzüberschreitenden Schutz des geistigen Eigentums zu gewährleisten.

Großes Medieninteresse

Als Vertreter der EU machte Andrus Ansip deutlich, dass die EU-Kommission nicht das Territorialitätsprinzip im Urheberrecht aufheben möchte. Es sei jedoch nicht akzeptabel, dass Verbraucher kreative Inhalte und Dienste, für die sie in ihrem Heimatland bezahlt haben, nicht nutzen können, wenn sie sich im europäischen Ausland befinden. "Hier müssen Lösungen gefunden werden", sagte der Kommissar für den digitalen Binnenmarkt.

In vier Podiumsdiskussionen setzten sich die Teilnehmer intensiver mit den zentralen Themen der Konferenz auseinander. Hier ging es etwa um die digitale Neuerfindung der Medien oder um die Frage, ob die neuen Vorschläge der EU-Kommission zum digitalen Binnenmarkt die Entwicklung der Kulturindustrien fördern werden. Eine Runde mit jungen Internetunternehmern beschäftigte sich mit der Umsetzung von kulturellen Projekten im digitalen Zeitalter. In einer anderen Diskussion, moderiert vom Penguin-Random-House-Autor Robert Levine, ging es um die Kompetenzen, die angesichts der digitalen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft gefordert sind.

"Cultura en Red" war auch in den ein Medien ein großes Thema: Alle großen spanischen Tageszeitungen sowie verschiedene Radio- und Fernsehsender berichteten über die Veranstaltung. Über den Hashtag "#culturaenred" befand sich die Konferenz unter den Trendthemen bei Twitter in Spanien.