Köln, 29.09.2016

Treffen der Arbeitsgruppe "Pressefreiheit"

Katharina Kerl, Laura Leszczenski, Irina Schulze Isfort, Peter Kloeppel, Uwe Vetterick, Oliver Fahlbusch, Katrin Gaertner, Kirsten von Hutten, Claudia Limmer (v. l., nicht im Bild: Gernot Wolf)
Markus Laß, Irina Schulze Isfort, Oliver Fahlbusch, Uwe Vetterick, Peter Kloeppel, Kirsten von Hutten, Claudia Limmer, Katrin Gaertner, Katharina Kerl (v. l.)
Kirsten von Hutten, Claudia Limmer, Katrin Gaertner, Katharina Kerl (v. l.)
Peter Kloeppel
Uwe Vetterick, Peter Kloeppel, Oliver Fahlbusch (v. l.)

Themenbereich: Medien & Services
Land: Deutschland
Kategorie: Projekt

Pressefreiheit gehört zu den sieben wichtigsten Themen im Bereich Corporate Responsibility (CR) bei Bertelsmann. So lautete das Ergebnis einer konzernübergreifenden Analyse von CR-Themenfeldern, an der sich 2014 – initiiert durch die Abteilung Corporate Responsibility & Diversity Management im Corporate Center von Bertelsmann – mehr als 130 Fach- und Führungskräfte sowie Mitarbeitervertreter von Bertelsmann-Bereichen und -Firmen weltweit beteiligten. Seit 2015 kamen in einer neu ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe regelmäßig Unternehmensvertreter verschiedener Bereiche zu Fragestellungen rund um das Thema Pressefreiheit und ihrer Bedeutung für Bertelsmann zusammen. Jetzt haben sich die deutschen Mitglieder der Arbeitsgruppe in Köln getroffen. Im Fokus des Austauschs standen aktuelle Fragestellungen zur redaktionellen und journalistischen Unabhängigkeit bei Bertelsmann. Als Gäste mit dabei waren RTL-Television-Chefmoderator Peter Kloeppel und Uwe Vetterick, Chefredakteur der mehrheitlich zu Gruner + Jahr gehörenden "Sächsischen Zeitung".

Im Bertelsmann Code of Conduct und auch in vielen weiteren bereichs- und unternehmensinternen Richtlinien ist die redaktionelle und journalistische Unabhängigkeit bei Bertelsmann als Grundlage aller Aktivitäten im Verlags- und Rundfunkgeschäft sowie ganz allgemein in der Nachrichtenberichterstattung fest verankert. Die Frage ist jedoch, wie sie die Redaktionen und Inhalteschaffenden in der täglichen Praxis umsetzen.

Einhaltung der Grundsätze

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe fassten zu Beginn des Treffens zunächst den Stand der Dinge in ihren Tätigkeitsbereichen zusammen: Kirsten von Hutten für Gruner + Jahr, Claudia Limmer für die Verlagsgruppe Random House, Gernot Wolf für Arvato, Katrin Gaertner für Bertelsmann und Oliver Fahlbusch für die RTL Group. Ob redaktionelle Unabhängigkeit von Werbekunden, das Chefredakteursprinzip als Maßgabe einer auch von den Eigentümern des Mediums unabhängigen Berichterstattung, die Garantie freier Meinungsäußerung auch bei heftiger öffentlicher Kritik: Die Mitglieder der Arbeitsgruppe waren sich einig, dass ihr Mediengeschäft nur durch die Einhaltung dieser Grundsätze sinnvoll betrieben werden kann. Umso dankbarer waren sie für die Möglichkeit, sich übergreifend zu dem Thema auszutauschen.

Katharina Kerl, Referentin im Bertelsmann-CR-Team und Koordinatorin der Arbeitsgruppe, nutzte die Gelegenheit, den Mitarbeitern aus den Bereichen unter anderem zu präsentieren, wie der für Herbst geplante neue Corporate-Responsibility-Bericht auf die Pressefreiheit bei Bertelsmann eingehen will. Schließlich ist dies auch für die Global Reporting Initiative (GRI) von großer Bedeutung: Diese Initiative hat umfassende Richtlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung internationaler Unternehmen und Organisationen erarbeitet, an die sich auch Bertelsmann hält. Oliver Fahlbusch stellte seinerseits den aktuellen CR-Bericht der RTL Group vor, in dem die Pressefreiheit das erste und wichtigste Thema darstellt.

Mit Professionalität für die journalistische Unabhängigkeit

Mit Peter Kloeppel und Uwe Vetterick waren zwei gestandene Journalisten bekannter Medien zu Gast. Sie berichteten von ihren persönlichen Erfahrungen mit der redaktionellen und journalistischen Unabhängigkeit. So erläuterte Vetterick, der auch schon beim Bertelsmann Management Meeting im Juni in Gütersloh referiert hatte, wie die "Sächsische Zeitung" auf Proteste der "Pegida"-Bewegung gegen Flüchtlinge und auch immer wieder gegen sie selbst – Stichwort "Lügenpresse" – reagierte. "Wir haben dazu verschiedene Ansätze entwickelt, die die Macher von Pegida entlarven, die Mitläufer differenziert darstellen und die weltoffenen Dresdner Bürger unterstützen sollten", sagte Uwe Vetterick. Er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich die angedrohten wie befürchteten Abonnement-Kündigungen von "Pegida"-Anhängern zahlenmäßig in Grenzen gehalten hätten – ein Beweis dafür, dass sich journalistische Standhaftigkeit lohne. Für dieses Vorgehen habe es im Übrigen sowohl von seiner eigenen Geschäftsleitung und von Gruner + Jahr in Hamburg als auch von Bertelsmann in Gütersloh ausdrückliche Unterstützung gegeben.

Die von Vetterick geschilderten Vorwürfe von "Pegida"-Anhängern, die Medien würden unter anderem zu einseitig berichten, konnte auch Peter Kloeppel bestätigen. "Auch unsere Kolleginnen und Kollegen haben täglich mit derartigen Äußerungen, manchmal sogar Anfeindungen zu tun", sagte der RTL-Television-Chefmoderator. Er sehe es darum als die wichtigste Aufgabe von Journalisten an, ihre Unabhängigkeit jeden Tag aufs Neue durch Professionalität zu beweisen. "Nur die Schärfung unseres journalistischen Handwerkszeugs, also die sorgfältige Auswahl von Bildern und O-Tönen, die sachliche Korrektheit, die Ausgewogenheit und die emotionale Zurückhaltung, können für eine Glaubwürdigkeit und unsere langfristige Akzeptanz bei den Zuschauern sorgen", befand Kloeppel. "Wir müssen den Zuschauern Fakten an die Hand geben, anhand derer sie sich dann selbst eine Meinung bilden können – nur dann machen wir unseren Job richtig."

Die Arbeitsgruppe "Pressefreiheit" plant, sich auf Anregung von Oliver Fahlbusch künftig in regelmäßigen Abständen zu treffen, um aktuelle Themen der journalistischen Unabhängigkeit zu besprechen. Es sollen dann auch wieder Journalisten beziehungsweise Autoren von Bertelsmann eingeladen werden, um konkrete Beispiele aus der Praxis zu beleuchten.