Arvato Group | Gütersloh, 12.05.2017

"Elternzeit muss möglich sein"

Christina Bensai und Hannes Gmelin von Arvato CRM Solutions

Themenbereich: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Land: Deutschland
Kategorie: Projekt

Für viele Eltern, Teams und Vorgesetzte stellen Elternzeit und Teilzeit eine Herausforderung dar: Es gilt, die neue Lücke zu schließen und Mehrarbeit aufzufangen. Christina Bensai, Mitglied der Geschäftsleitung bei Arvato CRM Solutions, ging für acht Monate in Elternzeit. Das Fazit von ihr und ihrem Chef Hannes Gmelin, Geschäftsführer bei Arvato CRM Solutions, fällt eindeutig aus: Mit Flexibilität, Voraussicht und Vorbereitung sei das alles gut zu schaffen.

Frau Bensai, Sie haben acht Monate Elternzeit genommen – dabei sind Sie verantwortlich für einen Bereich mit rund 2.000 Mitarbeitern. Sehen Sie sich als Vorreiterin?

Christina Bensai: Die Geschäfte bei Arvato sind sehr schnelllebig und die Märkte sehr dynamisch. Wir fahren ein hohes Tempo. Gute Organisation gehört daher ohnehin zu meinem Tagesgeschäft. Ohne solide Planung funktioniert es nicht, wir würden in Arbeit versinken. Bei meiner Elternzeit war das nicht unbedingt anders. Dank der großen Unterstützung unserer Geschäftsführung und meines Teams haben wir die Zeit bis zur Geburt intensiv genutzt, um meine acht Monate Elternzeit zu koordinieren. Dazu gehörten klare Ziele, definierte Meilensteine und detaillierte Umsetzungspläne mit Verantwortlichkeiten. Als Vorreiterin sehe ich mich nicht – es musste einfach klappen. Außerdem bin ich nicht der erste Mensch, der je in Elternzeit ging.

Hannes Gmelin: Voraussetzung dafür war aus meiner Sicht auch die gut funktionierende Zusammenarbeit über mehrere Hierarchiestufen hinweg. Vom Geschäftsführer bis zum Kundenmanager muss jeder hier seinen Beitrag kennen und einspringen, wenn es notwendig ist. Unsere Kunden bezahlen für schnelle und professionelle Problemlösungen, auch während der Urlaube unserer Führungskräfte. Da darf nichts unter den Tisch fallen oder liegen bleiben. Das können wir nur bieten, wenn wir hervorragende Entscheidungs- und Kommunikationsstrukturen sowie exzellentes Personal haben. Für gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen wir uns deshalb ein. Als Geschäftsführer war mir auch wichtig, ein Signal zu senden: Elternzeit muss möglich sein, egal auf welcher Ebene. Das ist heutzutage unser Anspruch.

Nicht zuletzt das Sabbatical des Xing-CEO Thomas Vollmoeller hat gezeigt, was zeitgemäße Unternehmensstrukturen aushalten können. Herr Gmelin, dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass leitende Angestellte für einige Monate ein Unternehmen verlassen.

Hannes Gmelin: Wenn wir unsere Top-Frauen – und immer mehr Väter – nicht verlieren wollen, müssen wir zeigen, dass es geht! Wir haben daher über verschiedene Lösungen nachgedacht, unter anderem über Interims-Manager. Die Geschäfte sind allerdings so komplex, dass auf Führungsebenen ein großes Organisationswissen erforderlich ist. Letztlich hat Christina viel Verantwortung an ihr Team abgegeben, wodurch bewährte Teammitglieder mehr Verantwortung bekamen. Damit haben wir bewusst eine interne Lösung vorgezogen.

Christina Bensai: Für mich war vor meiner Elternzeit klar, dass ich früh anfangen muss, mein Team, meine Kollegen und Kolleginnen und die Geschäftsführung in die Planung einzubinden – sozusagen ein 360-Grad-Stakeholder-Management! Die Rückendeckung der Geschäftsleitung – insbesondere von Daniel Welzer, CEO Arvato CRM Solutions Deutschland, und meinem Chef Hannes Gmelin – sowie der Personalabteilung war dann für die Umsetzung meiner Elternzeit grundlegend. Anfangs war es seltsam für mich, plötzlich raus zu sein. Während der Elternzeit habe ich den Kontakt zu meinen Kollegen gehalten. So war ich nach meiner Rückkehr schnell wieder gut integriert. Das motiviert natürlich – und ist gleichzeitig Werbung für Arvato CRM Solutions als toller Arbeitgeber.

Hannes Gmelin: Christinas umfassendes Organisationswissen und großes Netzwerk ist für Arvato sehr wertvoll. Trotz aller Veränderungen ist es jetzt bereits, als sei sie nie weg gewesen.

Was ist denn bei einem solchen Vorhaben empfehlenswert und was nicht – gibt es Ratschläge, die Sie anderen werdenden Eltern und/oder Führungskräften mitgeben möchten?

Hannes Gmelin: Christina hatte klare Vorstellungen, kommunizierte offen und traf klare Absprachen. Sie machte gut durchdachte Vorschläge, wie wir ihre Elternzeit gewinnbringend für alle überbrücken können. Das war wichtig. Genauso wichtig war die Unterstützung der Personalabteilung mit einem klaren Fahrplan. Letztlich muss man auf diesen Ebenen Einzelfalllösungen finden, sodass weiterhin unsere Leistung und der Kunde im Mittelpunkt stehen. Flexibilität und Offenheit stehen daher weit oben auf der Liste der Empfehlungen.

Christina Bensai: Das sehe ich auch so. Neben beruflichen Absprachen spielen natürlich auch private Vereinbarungen eine große Rolle. Mein Freund nimmt sechs Monate Elternzeit, um genauso für unser Kind da zu sein und mir einen schnellen Wiedereinstieg zu ermöglichen. Unser Elternzeit-Modell ist in unserem Umfeld keine Ausnahme. Da gibt es viele "neue" und heterogene Familienbilder. Zum Glück löst sich die traditionelle Rollenverteilung nach und nach auf, sodass immer mehr berufstätige Mütter den Weg in Führungspositionen finden. Hier hat sich auch bei Arvato CRM Solutions in den letzten drei bis fünf Jahren viel verändert. Es gibt immer mehr Frauen in Führungspositionen.

Das klingt vielversprechend. Doch lassen Sie uns ehrlich sein: Die Elternzeit ist zwar eine wichtige Zeit, die Vereinbarkeit von Familie oder Freizeit und Beruf fängt aber erst danach an. Wie geht es jetzt weiter?

Christina Bensai: Oha – würden Sie diese Frage auch einem Mann stellen? Für mich ist ganz klar: Auch wenn die Elternzeit sehr schön war, habe ich mich immer darauf gefreut, zurückzukommen und wieder anzupacken. Voraussetzung sind Kitas und Betreuungsangebote in Schulen mit entsprechenden Öffnungszeiten und mit etwas Glück ein unterstützendes privates Umfeld. Zunächst reise ich seltener und nutze die bestehenden Home-Office-Regelungen im CRM-Bereich. Das Gesamtpaket passt für mich wunderbar!

Hannes Gmelin: Frau Bensai ist ein gutes Beispiel dafür, dass Beruf und Familie bei Arvato vereinbar sind. Das zählt, wenn wir unsere Talente halten möchten. Statt Präsenzzeit und abendlicher Meetings setzen wir auf Ergebnisse und ortsunabhängige Erreichbarkeit. Auch wenn wir, denke ich, auf einem guten Weg sind, optimieren wir unerlässlich unsere Rahmenbedingungen. Wir brauchen die besten Leute!

Welche Vorteile bietet Arvato CRM Solutions denn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, über die Home-Office Regelungen für Führungskräfte hinaus?

Christina Bensai: Neben der Elternzeit hat Arvato CRM Solutions mir schon früh Eigenverantwortung und Führungsverantwortung übergeben, ein für Arvato typisches Prinzip. Wenn man etwas bewegen will, ist man hier richtig: dynamische Märkte, schnelle Entscheidungen, kurze Wege. Das hat Startup-Charakter, bietet aber mehr Struktur und Perspektive.

Hannes Gmelin: Unser "Future Leaders"-Programm ermöglicht Nachwuchskräften beispielsweise, sich für ein halbes Jahr versetzen zu lassen, national und auch international. Auch die Offenheit, Talente innerhalb von Arvato in verschiedene Solution Groups wechseln zu lassen, wächst immer mehr. Von der höheren Durchlässigkeit profitieren wir, weil es die Verbundenheit von Top-Leuten zum Unternehmen fördert.

Und wie sieht es mit Angeboten für Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung aus?

Hannes Gmelin: Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung bieten wir auch immer mehr Programme und Flexibilisierungsmöglichkeiten und bauen diese kontinuierlich aus, zum Beispiel die Initiative "Work@Home". Wir haben außerdem echte Kulturarbeit geleistet und die Personalentwicklung ausgebaut, was sich positiv in der Zahl der Bewerbungen niederschlägt.

Checkliste für die Elternzeit - Empfehlungen von Hannes Gmelin und Christina Bensai

Frühzeitige Absprachen mit Team und Vorgesetzten zu Elternzeit und Wiedereinstiegsperspektiven – von werdenden Vätern wie Müttern gleichermaßen
360°-Management: Diverse Hierarchiestufen und Stakeholder einbinden, nach Absprache auch Kommunikation in Richtung Auftraggeber
Ablaufplanung: Definition klarer Strukturen, Rollen und Verantwortlichkeiten
Kreative, belastbare Überbrückung durch Team-Mitglieder, Job-Rotation, Doppelspitzen, Interimsmanager etc.
Kontakthalten während der Elternzeit, inklusive gemeinsamer Entscheidungen zu wichtigen Themen, wenn möglich auch persönliche Treffen
Wiedereinstieg: Mögliche Anpassungen des Jobprofils und/oder Weiterbildungen, frühzeitige Organisation der Kinderbetreuung nach der Elternzeit
Und nicht zuletzt: eine große Offenheit gegenüber Neuem und Veränderungen

Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie eine E-Mail an Henrik Teipel, Personalleiter bei Arvato CRM Solutions Deutschland ().