Gruner + Jahr | Hamburg, 17.09.2020

GEO schützt den Regenwald e.V. in Corona-Zeiten

"GEO schützt den Regenwald"-Geschäftsführerin Eva Danulat (Mitte) zu Besuch in Nepal

Themenbereich: Umwelt, Gesellschaft, Corona
Land: Deutschland
Kategorie: Projekt

Vermutlich Hundertausende Tonnen C02 konnte „GEO schützt den Regenwald" in den letzten 15 Jahren durch seine Walderhaltungsprogramme ausgleichen. Seit der Gründung 1989 hat der Verein über 90 verschiedene Vorhaben organisiert, begleitet und finanziert. Aktuell verantwortet er Projekte in Äthiopien, der Demokratischen Republik Kongo, Ecuador, Indien und Nepal.

Gegründet wurde die Organisation aufgrund eines Skandals: Bei der Einweihung des G+J-Verlagsgebäudes am Baumwall 1989 fiel auf, dass die Fensterrahmen aus Tropenholz bestanden - damals wie heute eine Klimasünde. Mit Unterstützung von G+J gründete GEO als Ausgleich den gemeinnützigen Verein „GEO schützt den Regenwald". Inzwischen agiert die Initiative unabhängig von GEO und finanziert sich über Spendengelder - immer mit dem Vorsatz, Menschen in Entwicklungsländern dabei zu helfen, ihre natürlichen Waldressourcen nachhaltig zu schützen und zu nutzen. Über die Jahre wurden die Projekte komplexer, die Bedrohungen für die Wälder in den Tropen und Subtropen wurden größer. „Auch die Bevölkerung selbst trägt manchmal zu den Bedrohungen bei: durch illegales Fällen von Bäumen, sei es, um ihre Äcker zu vergrößern oder, um mit dem Holz Einkommen zu erwirtschaften. Der Fokus unserer Projekte liegt deshalb immer auf der Bevölkerung. Die Menschen müssen von etwas profitieren, damit sie den Walderhalt langfristig sichern können", so Eva Danulat, Geschäftsführerin von „GEO schützt den Regenwald". Gemeinsam mit ihrer Kollegin Christiane Kassner besetzt sie im Wechsel das kleine Büro am Baumwall, von dem aus alles koordiniert wird. Die beiden sind die einzigen Festangestellten, daneben gibt es viel ehrenamtliches Engagement für den Verein.

„Wir sind so dankbar, dass auch in Corona-Zeiten die Unterstützung unsere Fördermitglieder bisher nicht nachlässt. Auch die Spenden vom [G+J] Weihnachtsbasar sind eine große Hilfe für uns“, so Eva. Die 11.000 Euro, die unter anderem „GEO schützt den Regenwald“ vom Erlös des Basars erhielt, werden bei „GEO schützt den Regenwald“ in den allgemeinen Spendentopf fließen. So wird jedes der vielfältigen Projekte gleichermaßen unterstützt.

Eines dieser Projekte ist zum Beispiel das Kaffa-Projekt in Äthiopien, wo der Wald dem Staat gehört und auf eine erschreckend kleine Fläche geschrumpft ist. Die Lösung von „GEO schützt den Regenwald": Die Kleinbauern in der Kaffa-Region erhalten von der Regionalregierung Besitzrechte für Waldflächen in ihrer unmittelbaren Umgebung, dürfen dort wildwachsenden Kaffee, Gewürze und Honig für den Verkauf ernten. Der Wald wird dadurch zur wichtigsten Einkommensquelle der Anwohner, sein Schutz wird wichtig für sie. Damit der Wald erhalten bleibt, muss sich also zunächst die Lebenslage der Bewohner*innen verbessern. Der Verein kombiniert Waldschutzmaßnahmen auch mit solchen, die die Lebensqualität der Menschen direkt verbessern. „Ich erinnere mich noch genau an die Einweihung eines Trinkwasserbrunnens in einem Dorf in Kaffa. Dutzende Schulkinder haben sich um den Brunnen versammelt und haben das erste Mal in ihrem Leben sauberes Trinkwasser aus einem Hahn fließen gesehen. Sie haben gestaunt, als würden sie die Mondlandung miterleben", erzählt die Geschäftsführerin, die jedes Projekt vor Ort selbst besucht. „Die Dankbarkeit der Menschen ist die größte Motivation für unsere Arbeit. Oft wurde mir schon gesagt ,Ihr habt unser Dorf gerettet'. Miterleben zu können, wie unsere Maßnahmen Wirkung zeigen, ist die beste Belohnung."

Wie positiv die Auswirkungen der Vereinsinitiativen sind, hat Eva auch in Ecuador erlebt: Eines der erfolgreichsten Projekte des Vereins entstand in Zusammenarbeit mit dem Energieversorgungsunternehmen LichtBlick. Im Rahmen der 15-jährigen Kooperation ermöglichte LichtBlick den Kauf von 8.000 Hektar Bergnebelwaldflächen, die jetzt als „Gemeindewälder" geschützt werden. Auch Gruner + Jahr engagierte sich mit dem Verein in einer langfristigen, überaus erfolgreichen Kooperation. Um seine C02-Emissionen auszugleichen unterstützte der Verlag im Dhading-Distrikt von Nepal den Bau von Haushaltsbiogasanlagen und von Holz sparenden Kochöfen, die Aufforstung von Brachflächen und den Erhalt der verbleibenden Waldflächen. Durch die Maßnahmen wurden zwischen 2008 und 2018 schätzungsweise 7.500 Tonnen C02 jährlich ausgeglichen. Eva berichtet von einer der Aufforstungen: „Das Projektgebiet in Dhading ist weitläufig. In einem der Dörfer, in Sunaula Bazaar, war ich lange nicht gewesen. Vor der Bepflanzung mit Baumsetzlingen waren die Berghänge extrem steinig und trocken - schlicht lebensfeindlich - gewesen. Als ich 2018 nach dreijähriger Pause dorthin zurückkam, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Die Bäume waren bis zu 15 Meter hoch, acht Jahre nach der Aufforstung war ein wunderschöner Mischwald entstanden! Die üppig grünen Hänge waren so dicht bewachsen, dass wir die Bäume nur aus der Entfernung ganz auf das Bild kriegen konnten. Wir hörten Vögel zwitschern, entdeckten sogar Spuren von kleinen Hirschen. Das war wirklich überwältigend!"

Gemeinsam mit LichtBlick hat „GEO schützt den Regenwald" im April 2020 ein Projekt in Nepal begonnen. Neben Aufforstung fokussiert das Neuvorhaben auf verbesserter Bewässerung der Felder, auf Umweltbildung und Einkommensschaffung. Trotz Corona-Einschränkungen lassen sich die Verantwortlichen nicht aufhalten: „Unsere Unterstützung geht weiter, auch wenn das manchmal nicht ganz so einfach ist", so Eva. „Durch Corona haben wir noch mehr Kontakt mit unseren Projektteams vor Ort. Wir sind kontinuierlich in Kontakt per Email, telefonieren mindestens einmal im Monat über Skype und WhatsApp." Der Verein arbeitet mit lokalen Partnerorganisationen, in den Ländern selbst ist die Lage ähnlich wie bei uns: Lockdowns und Maskenpflicht sorgen dafür, dass sich die lokalen Teams überwiegend digital untereinander austauschen. Dennoch laufen die Projekte unter allen nötigen Vorsichtsmaßnahmen weiter. „Bei unserem Vanille-Projekt in Napo, Ecuador, stehen wir unter besonderem Zeitdruck. Frisch geerntete, grüne Vanilleschoten müssen zum Beispiel innerhalb von ein, zwei Tagen weiterverarbeitet werden. Deshalb mussten wir uns schnell überlegen, wie wir das Projekt wieder in Gang bringen können. Statt großer Trainingsveranstaltungen finden nun Schulungen in Kleingruppen statt, statt öffentliche Busse nutzen zu können, mieten die Projektpartner Fahrzeuge. Wir machen das Beste aus der Situation." Auch Eva Danulat und ihre Kollegin Christiane Kassner arbeiten derzeit überwiegend im Mobile-Office. „Ich hoffe sehr, dass ich so bald wie möglich wieder Projekte vor Ort besuchen kann. Denn in einem Jahr kann sich so viel ändern und ich bin nach jedem Besuch froh, da gewesen zu sein."

Mehr über das Engagement und die einzelnen Projekte von „GEO schützt den Regenwald“ erfahren Sie hier.