Penguin Random House | 24.09.2020

Ein unbequemes und daher wichtiges Buch für Kanada

© picture alliance/AP Photo | Jeff Mcintosh

Themenbereich: Gesellschaft, Medien & Services
Land: International
Kategorie: Projekt

2022 veröffentlicht Penguin Random House Canada „For the Good of the Force”. Die Journalistin Jane Gerster berichtet darin über Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Gewalt in der kanadischen Bundespolizei. Sie räumt auf mit dem Mythos der bedächtigen, erfolgreichen, den Bürgerinnen und Bürgern dienenden „Mounties“.

„The Mounties always get their man“ – Hollywood sei Dank wird die nationale Polizei Kanadas, die Royal Canadian Mounted Police, bisweilen romantisch verklärt als besonnene Truppe, die am Ende immer ihr Ziel erreicht und jeden Verbrecher stellt. Doch ein ganz anderes Bild der Mounties zeichnet die kanadische Journalistin Jane Gerster in ihrem Buch „For the Good of the Force“. Es ist eine investigative Recherche über Rassismus, Gewalt und Frauenfeindlichkeit in der knapp 30.000 Polizistinnen und Polizisten zählenden Truppe. Der zu Penguin Random House Canada gehörende Verlag McClelland & Stewart wird Gersters Geschichte der RCMP im Jahr 2022 in den Buchhandel bringen.

Die historische rote Uniform und der breitkrempige Hut sind bis heute Erkennungszeichen der 1873 gegründeten RCMP – und laut Penguin Random House Symbole für aufrichtige, behutsame und wohlmeinende Kanadier. Die Autorin Jane Gerster hält dagegen: Kanadas Bundespolizei habe, heißt es in der Verlagsankündigung ihres Buches, eine lange Geschichte der Diskriminierung und der Gewalt gegen genau die Bürgerinnen und Bürger, die zu schützen sie geschworen hat. „In diesem Buch darüber zu berichten, ist genauso unbequem wie es sein wird, es zu lesen“, vermutet Gerster, „aber genau darum schreibe ich es. Es ist für Kanadierinnen und Kanadier gerade deshalb wichtig, weil es unbequem ist. Kanada positioniert sich oft als offenere Alternative zu den USA, aber das macht es schwierig für uns, sich in differenzierten Diskussionen über fundamentale kanadische Fehler zu äußern.“

Ihre Hoffnung sei, fährt die Journalistin fort, dass die Menschen durch ihr Buch eine gescheiterte kanadische Institution kennenlernten. „Wenn genug Menschen die volle Geschichte der Mounties kennen, werden wir hoffentlich in der Lage sein, das Problem zu lösen“, fährt Gerster fort, „im Sinne der Mitglieder der Truppe und im Sinne derer, denen sie dienen.“ Sie arbeitet heraus, dass die „Mounties“ nicht etwa zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Irrweg eingeschlagen haben, sondern dass die Einheit noch immer dem entspricht, was sie vor 150 Jahren sein sollte: eine militaristische und repressive Polizei mit zivilem Anstrich. Neben der historischen Aufarbeitung beleuchtet die mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichnete Journalistin auch aktuelle Fälle von sexueller Belästigung, Misshandlung und Korruption in den Reihen der RCMP. Und sie sucht nach Erklärungen, warum all diese Fälle dem Image der „Mounties“ nur wenig anhaben konnten.

Jordan Ginsberg, Verleger von McClelland & Stewart, erklärt: „Der Schaden, den Institutionen anrichten, denen wir vertraut haben, läuft nicht parallel zur Geschichte unseres Landes, er ist vielmehr ein Teil dieser Geschichte, und Jane Gerster sieht das ganz klar. Sie ist eine der besten jungen Journalistinnen Kanadas – eine brillante, mit makellosen Quellen arbeitende Rechercheurin, eine begabte Geschichtenerzählerin, eine moralische Instanz, und wir bei McClelland & Stewart sind dankbar und stolz, mit ihr arbeiten zu können.“