Die Librettosammlung

Giuseppe Verdi, Simon Boccanegra, Umschlag des Librettos, überarbeitete Fassung, 1881
Giacomo Puccini, La bohéme, handschriftliches Libretto, mit Anmerkungen von Luigi Illica und Giacomo Puccini
Pietro Mascagni, Iris, Umschlag des Librettos, Illustration von Adolf Hohenstein, 1898
Detail des Librettos mit Giulio Ricordis handschriftlichen Anmerkungen über die Reaktionen des Publikums bei der Uraufführung von Giuseppe Verdis Otello, 1887
Giacomo Puccini, Madama Butterfly, Libretto der Uraufführung, Mailand, Teatro alla Scala, 1904

Das Archivio Storico Ricordi verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Libretti. In der Sammlung sind fünf Gruppen zu unterscheiden:
handschriftliche Libretti, maschinenschriftliche Libretti, gedruckte Libretti ab dem frühen 17. Jahrhundert, gedruckte Libretti, die nicht vertont wurden, Entwürfe. Von gedruckten Libretti finden sich oft Dubletten, die zum Teil dem Verleger als Notizbuch während der Aufführung dienten, in dem er Beobachtungen zur Inszenierung und Zuschauerreaktionen festhielt, ein im Unterschied zur veröffentlichten Rezension unmittelbares Zeugnis der Aufführungsgeschichte. Das Libretto, in der Diskussion seit der Entstehung der Oper, wird über vier Jahrhunderte Operngeschichte immer wieder anders bewertet. Angesichts des großen Bestands im Archiv kann eigentlich kein Zweifel an der Rolle des Librettos mehr bestehen, wenn auch merkantile und künstlerische Faktoren zusammenkommen: Der Erwerb der Rechte an einem Libretto war oft der erste Schritt in der Produktion einer Oper; kein gutes Libretto zu haben war ein Grund, eine Oper nicht zu produzieren.

Die begonnene Aufarbeitung dieser bedeutenden Librettosammlung im Archivio Storico Ricordi, deren Katalogisierung und Strukturierung stellen einen unschätzbaren Fundus für die Librettoforschung bereit. Hierbei werden sich neue Akzente ergeben im Hinblick auf die bevorzugten Stoffe und Textvorlagen, aber auch im Hinblick auf die Entwicklungen der Libretto-Sprache. Die Erfassung aller Titel ist in Arbeit.