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News | Gruner + Jahr | Hamburg, 27.08.2015

Festakt im Hamburger Rathaus zum 50-jährigen Jubiläum von Gruner + Jahr

Julia Jäkel, Ulrich Wickert, Thomas Rabe, Liz Mohn und Christoph Mohn (v.l.)
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz und Gruner + Jahr Chefin Julia Jäkel
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz
Thomas Rabe
Julia Jäkel

Rund 500 geladene Gäste aus Medien, Politik, Wirtschaft und Showgeschäft feierten gestern Abend in Hamburg das 50-jährige Jubiläum von Gruner + Jahr – zunächst mit einem Senatsempfang im Rathaus, anschließend bei einem Get-Together im Grundsteinkeller. Als der Erste Bürgermeister ans Mikrofon trat, am Mittwochabend um 18.18 Uhr, da wurde es erstmals ganz ruhig im prachtvollen Großen Festsaal des Hamburger Rathauses. Da hatten Vertreter von Bertelsmann, angeführt durch Familiensprecherin Liz Mohn, den Aufsichtsratsvorsitzenden Christoph Mohn und den Vorstandsvorsitzenden Thomas Rabe, ihren Platz in der ersten Reihe neben den drei G+J-Geschäftsführern eingenommen; da hatten sich ebenfalls ganz vorn die Mitglieder der Gründerfamilie Jahr gesetzt; und da verstummten schließlich die regen Gespräche zwischen früheren Vorständen und aktueller Führungsriege, um den Worten des Gastgebers zu lauschen. 

„Heute will die Freie und Hansestadt Hamburg einem wichtigen Unternehmen, einem prägenden Verlagshaus und damit letztlich einer ganzen Branche ihre Referenz erweisen. Da schwingt dann schon einiges an historischer Bedeutung und Tradition mit“, begann Olaf Scholz. „ Ich möchte daher, dass Sie diesen Empfang auch als Ausdruck der Wertschätzung des Hamburger Senats für eine freie und unabhängige Presse verstehen. Jubiläen wie der 50. Geburtstag von Gruner + Jahr sind schließlich nicht nur schöne Feierlichkeiten, sondern zugleich auch Anlass, sich ganz grundsätzlich der Bedeutung des Jubilars zu versichern. Und darüber, dass diese Bedeutung nach wie vor erheblich ist, freuen wir uns sehr.“ 

Hamburgs Erster Bürgermeister betonte, dass Gruner + Jahr und die Stadt eng miteinander verbunden seien: „Untrennbar gehören die großen publizistischen Leistungen Ihres Hauses zur Geschichte und Gegenwart Hamburgs als bedeutender Medienstadt.“ Dieses Etikett von der Medienstadt stamme schließlich aus Zeiten, als es in erster Linie die großen Verlagshäuser und ihre Redaktionen in Hamburg waren, die die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Trends der Bundesrepublik prägten. Heute sei das Bild zwar bunter geworden, viele neue Medienangebote hinzugekommen: „Kern des Medienstandorts aber ist die Kompetenz für Inhalte geblieben. Dafür stehen die journalistisch-redaktionellen Medien des Hauses Gruner + Jahr. Sie haben immer wieder Spuren im gesellschaftlichen Bewusstsein der Bundesrepublik hinterlassen“, so Olaf Scholz.  

Nach dem Bürgermeister ergriff Thomas Rabe das Wort. „Wir empfinden diese Einladung als eine große Geste und Auszeichnung für Gruner + Jahr“, bedankte sich der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende für den Empfang. Er erinnerte an das Jahr 1969, in dem sich Bertelsmann an Gruner + Jahr beteiligt hatte: „Als Reinhard Mohn den Einstieg von Bertelsmann bei Gruner + Jahr perfekt machte, war dies der Anfang einer großartigen Beziehung und, wie ich meine, für beide Seiten eine echte Bereicherung. Gruner + Jahr passt nämlich bestens zu Bertelsmann – und das gilt heute mehr denn je zuvor.“ 

Erstklassige Mitarbeiter, Verlagsmanager und Journalisten, die das Haus geprägt haben und weiter prägen; Unabhängigkeit, journalistische Freiheit und Eigenverantwortung; und eine stabile Eigentümerstruktur, bis zum letzten Herbst über 45 Jahre in Form einer beispielhaften Partnerschaft zwischen Bertelsmann und der Familie Jahr: Diese drei Faktoren haben laut Rabe den Erfolg von Gruner + Jahr ausgemacht – und werden es auch in einer digitalen Zukunft tun: „Wir wissen alle, dass Medienkonzerne und Mediengeschäfte sich wandeln, insbesondere durch Technologie. Wir wissen aber auch, dass im Mediengeschäft Technologie ohne mediale Inhalte nichts oder jedenfalls nicht sehr viel ist. Gruner + Jahr nimmt die digitalen Herausforderungen sehr aktiv an und verändert sich aus einer Position der Stärke.“ Gute Voraussetzungen für die nächsten 50 Jahre, so der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende – und für die goldene Hochzeit, die Gruner + Jahr und Bertelsmann im Oktober 2019 feiern werden. 

Wie die vergangenen 50 Jahre die Gegenwart des Medienhauses beeinflussen, schilderte anschließend Julia Jäkel. Unternehmen, betonte die Vorsitzende der G+J-Geschäftsführung, täten gut daran, nicht alles Alte über Bord zu werfen, um künftig erfolgreich zu bestehen. Sie erinnerte an John Jahr senior, Gerd Bucerius und Richard Gruner; die drei Gründer von G+J hätten ein Erbe mit Zukunft geschaffen: „Ihr Motiv, Gruner + Jahr zu gründen, war natürlich erstmal ein wirtschaftliches. Sie wussten: Nur gemeinsam werden sie stark sein. Aber da war mehr: Das Unternehmen, das sie gründeten, sollte nicht nur irgendein Betrieb sein. Die Männer teilten eine Haltung. Eine Grundüberzeugung. Die drei wollten eine freie Presse in Deutschland. Sie wollten einen Verlag, der eben nicht von einem Patriarchen dominiert wird. 

John Jahr hat diese Philosophie gegenüber seinen Redaktionen so in Worte gefasst: ‚Ihr könnt schreiben, was Ihr wollt. Hauptsache, es ist richtig.‘ Genau dieses publizistische Erbe prägt Gruner + Jahr bis heute. Es ist dieser freie, im besten Sinne liberale, manchmal auch ein bisschen rebellische Charakter, der unser Haus unverwechselbar macht. Und den wollen wir nicht über Bord werfen.“ Das sei das Klima, in dem große Geschichten gediehen, erklärte Jäkel. Jene Atmosphäre, in der bahnbrechend Neues geschaffen wurde. Es sei dieser Geist, der an G+J fasziniere: „Dieses Haus ist nicht irgendein Unternehmen. Sondern randvoll mit Menschen, die sich interessieren für diese Welt, die neugierig sind, die sie begleiten wollen, und zwar in all ihren Facetten.“  

Doch wie, fragte die CEO, muss das G+J der Zukunft aussehen? Ein G+J, das auch zu seinem 100. Geburtstag noch ins Rathaus eingeladen wird? Wie bewahren wir das, was da geschaffen wurde? Und wie wandeln wir es gleichzeitig so, dass es mit der Zeit geht – oder idealerweise sogar der Zeit voraus ist? Julia Jäkel: „Das Herz von G+J wird weiter im Journalismus schlagen. Wir werden jenseits von Hype und Hysterie anschaulich und hintergründig, distanziert und kritisch berichten und informieren. Und wir werden weiter unterhalten, Spaß machen, neue Welten eröffnen, auch: neue Produkte zeigen. Dieses G+J wird nicht den klugen Ratschlägen mancher Experten folgen, alle Brücken in die Vergangenheit abzubrechen. Im Gegenteil. Wir werden das, was uns ausmacht, weiter ausbauen.“ Gruner + Jahr werde seine bekannten Marken im In- und Ausland mit gutem Handwerk pflegen. Werde jüngere Zeitschriften weiter ausbauen und neue Magazine entwickeln. Und: „Dieses G+J, das weitere runde Geburtstage feiern wird, ist selbstverständlich auch digital.“ 

„Sie sehen: Es ist ein großes Erbe, das wir antreten“, schloss Jäkel. Ein Erbe, an dem viele der rund 500 Anwesenden einen erheblichen Anteil hatten – und damit dazu beitrugen, dass das Haus G+J so ist, wie es ist: „Ich wünsche mir, dass wir alle heute richtig schön feiern. Morgen arbeiten wir dann wieder daran, Gruner + Jahr in eine gute Zukunft zu führen.“ Und so ging es für die Gäste nach dem Senatsempfang weiter in den Rathauskeller. Im Restaurant „Parlament“ feierten sie bis weit nach Mitternacht das Jubiläum von Gruner + Jahr.